Ich habe mich eigentlich schon vor langer Zeit von dem Gedanken verabschiedet, einen individuellen Stil zu haben. Man redet ja oft über das große Thema "anders-sein" und "geht das heute überhaupt noch?" und so weiter und so fort. Wenn ich mir meinen Bloglovin-Roll durch sehe, sehe ich einfach nahezu täglich eine Person mehr, deren Outfit ich genau so 1:1 tragen würde. Lieber wäre mir der Gedanke, dass sich die Welt meinem Geschmack anpassen würde, doch, ja ich weiß: Amelie, bleib mal auf'm Boden.
Kürzlich kaufte ich mir seit längerer Zeit für meinen Flug nach Schottland irgendein Modemagazin, weil es Spaß macht, wenn man eh schon keine elektronischen Geräte für viel zu lange Zeit benutzen kann, sich mit der Mode von populären Print-Erscheinungen zu beschäftigen (also der Mode, die wir im Internet schon vor langer Zeit verabschiedeten). Ich blätterte also los und freute mich schon auf die neuesten Outfits von Selena Gomez, eines Random-Stars von Gossip Girl, ein schlechtes Outfit von Rihanna und irgendwo dazwischen natürlich Alexa Chung. Dann fang ich so an und denke mir bei jedem Zweiten "Die kenne ich doch irgendwo her?".
Na, woher wohl? Aus dem Internet. Dass Blogger ihre eigenen Kollektionen raus bringen und mit großen Marken kooperieren ist für mich kein Geheimnis mehr, doch dass die Blogger nun auch die großen Print-Magazine erobern und dafür nach und nach allen Schauspielern den Mittelfinger zeigen, das war mir tatsächlich neu. Hätte man sich ja eigentlich denken können.
Da haben wir's wieder. Modeblogger regieren die (Mode-)Welt und sie machen ihre eigenen Trendwellen, die dann ein halbes Jahr später den Zara anschwappen. Das beste Beispiel hierzu war vor ein paar Wochen, in dem ich mein Instagram so durchforstete, wie das eben immer so ist, und plötzlich aus dem Nichts heraus diesen (unheimlich veralteten) Geistesblitz hatte: "Ich glaube es wird Zeit für mich, eine Statementkette zu kaufen.".
Mal abgesehen davon, dass Statementketten eines der bescheuertsten Begriffe aus dem Blogger-Wortschatz ist, so ist es doch eigentlich das letzte Teil, das ich mir kaufen würde. Ab und an fühle ich mich, als wäre Bloglovin meine ehemalige 10. Klasse. Mädchenschule. Cliquen-Bildung vom Feinsten und die Coolsten geben an, was getragen wird. Irgendwie ziemlich oldschool das ganze System und es funktionierte damals sogar so gut, dass ich damals eine
Tiffany-Kette hatte. Ich fand diese Ketten schon in der 10. Klasse absolut grauenhaft.
Und jetzt die Statementkette. S t a t e m e n t k e t t e. Da kam mir sofort die coole H&M Trend-Kette in den Sinn, die vor ein paar Monaten wirklich jeder hatte, weil sie jeden momentanen Schmuck- und Accessoire-Trend aufgriff. Billiges BlingBling, groß, neongelb. Nein, danke. Mittlerweile sieht man sie auf keinem Foto mehr, denn diese Teile sehen einfach scheiße aus. Und jeder hat sie sich damals in irgendeinem Blog-Wellen-Wahn gekauft, und ja, ich war auch für ein paar Sekunden am überlegen, doch nach 1-2 Ausführungen kam man wieder zu sich. Warum zum Teufel sollte ich so etwas tragen? Um mein langweiliges (oder eher: minimalistisches und Curt Cobain-Grunge-miregalwasichtrage-) T-Shirt aufzupeppen, mit so 'nem glitzernden Neonteil? Ich weiß ja nicht...
Vielleicht kaufe ich mir ja doch irgendwann so eine Statement-Kette, auch wenn die eigentlich schon wieder out ist (oder eher der Begriff an sich). Oder einen Kenzo Pullover. Wobei der mir eigentlich zu teuer ist, dafür, dass er eben auch wieder nur irgendein Bloggerteil ist, das in ein paar Monaten vom Facebook-Boden verschluckt sein wird.
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